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Sri Lanka - zwischen Paradies und Armut

Palmengesäumte Sandstrände, riesige Teeplantagen, grüne Hochebenen und eine artenreiche Tierwelt auf der einen Seite. Geringer Lebensstandard und teilweise erschreckende Lebensbedingungen auf der anderen Seite. 

In Sri Lanka prallen zwei Welten aufeinander: Paradies und Armut. Beide Seiten bekam ich während meines zehntägigen Aufenthalts hautnah zu spüren.

Wenn man wie ich als Urlauber in das Land reist, kann man sich neben der einzigartigen Landschaft und Natur auch über die sehr günstigen Lebenshaltungskosten vor Ort freuen. Lebensmittel, Übernachtungen und öffentliche Verkehrsmittel kosten nur einen Bruchteil im Vergleich zu deutschen Verhältnissen. Das Obst kann man ganz frisch direkt vom Bauern auf dem Markt kaufen und sich mit dem Bus, Zug oder Tuk Tuk preiswert von A nach B chauffieren lassen. 

Wir wohnten 10 Tage in einem wunderschönen Strandhaus fernab von allen Touristenhochburgen direkt am Meer. Türkisblaues Wasser, riesige Wellen, weißer Sandstrand, umsäumt von Palmen, und weit und breit keine Menschenseele. Abschalten, Kopf frei kriegen und einfach den Moment genießen. Weihnachten und Silvester verliefen so entspannt wie nie zuvor. Unsere Köchin vor Ort und spätere Freundin Prianty versorgte uns mit singhalesischen Leckereien, und wir mussten uns einmal um nichts kümmern - konnten einfach nur leben und genießen.

Es fühlte sich wahrhaftig so an wie im Paradies. 


Während unseres mehrtägigen Roadtrips durch das Land bekamen wir mehr und mehr die wunderschönen Naturlandschaften der Insel sowie ihre Traditionen zu Gesicht. Ein echtes Highlight war für mich definitiv der Besuch des Udawalawe Nationalparks. Mit dem Jeep starteten wir 6 Uhr früh unsere Suche nach den grauen Riesen. Nach etwa 20 min Rallye durch den Park und ein paar Pfau-Bewunderungen später konnten wir die erste Elefantenherde in der Ferne beobachten. Dass ich jedoch einem frei lebenden Elefanten so nah komme wie an diesem Tag, hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich habe es genossen, diese majestätischen Tiere zu beobachten. Sie strahlen eine solche Souveränität und Gelassenheit aus, ließen sich durch nichts aus der Bahn bringen. Genau den Mood, den ich für diesen Urlaub brauchte.

Also nehmt euch öfter mal Elefanten zum Vorbild!

Unser Roadtrip ging weiter über Ella, Nuwara Eliya bis nach Kandy. Ich persönlich mochte es außerhalb der touristischen Zentren besonders, hier ist alles noch so ursprünglich, authentisch, keineswegs inszeniert. Jedoch sind in diesem Zuge auch die verschlechterten Lebensbedingungen und die damit einhergehende Armut vieler Menschen immer deutlicher zu spüren gewesen. 

Denn Sri Lanka bedeutet zwar übersetzt: "Strahlend schönes, königlich leuchtendes Land".

Die dunklen Seiten des Landes werden jedoch oft verschwiegen.

Dazu gehören auch die Auswirkungen des Teeanbaus. Tee gilt als die wichtigste Einnahmequelle des Landes, durch welche jährlich mehr als eine Milliarde Euro eingenommen werden. Das Problem jedoch ist, dass die Plantagenarbeiterinnen dabei leer ausgehen. Sie arbeiten und leben wie vor 100 Jahren: Sieben Tage die Woche, von sechs Uhr morgens bis es am späten Nachmittag unter der Sonne unerträglich wird. 

Dabei verdienen sie 400 Rupien, umgerechnet 2,50 € pro Tag.

Die Arbeiterinnen haben Sorgen, ihre Familie ernähren zu können. Dabei handelt es sich überwiegend um tamilische Frauen, die für diesen Hungerlohn schuften müssen und in diesem Teufelskreis gefangen sind. Trotz Beendigung des Bürgerkrieges ist eine unterschwellige Diskriminierung der Tamilen noch immer spürbar.

Wir selbst haben auf unserer Reise durchs Land ein paar Teepflückerinnen bei ihrer Arbeit besucht. Mit dem Beutel um den Kopf gebunden habe ich Blätter mit ihnen gepflückt - ein echter Knochenjob. Es ist eine Frechheit, unter welchen Bedingungen die Frauen dort arbeiten, wenn ich sehe, wie teuer der Tee teilweise an uns Touristen verkauft wird. Trotz ihres Schicksals waren die Frauen freundlich zu uns und erklärten mir, welche Blätter ich pflücken solle.


Die überaus große Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen begegnete mir während unseres Urlaubs immer wieder. Fuhren wir beispielsweise mit dem Tuk Tuk in die Stadt, stieg unser Fahrer mit aus, zeigte uns, wo wir die besten und günstigsten Bananen bekommen und wartete, bis er uns wieder zurückfahren konnte. Apropos Bananen: Ich habe auf Sri Lanka die wohl leckersten Bananen meines Lebens gegessen, die sogenannten Lemon-Bannaas. Sie sind kleiner, weniger mehlig und säuerlicher als die nach Deutschland importierten Bananen. Neben den super leckeren Bananen, Ananas, Passionsfrüchten, Mangos und Papayas konnte mich auch die singhalesische Küche überzeugen.

Man muss Gewürze, Curry und Schärfe mögen. 

Dann ist es genau das Richtige. Mein Highlight waren auf jeden Fall das Dhal-Curry (Linsen-Curry) und die Coconut Roti (Reisteigfladen mit Kokos; werden mit scharfen Zwiebeln serviert). Hmmm, wenn ich schon daran denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ich habe die Rezepte direkt Zuhause ausprobiert und bin dem Original sogar ziemlich nahe gekommen. Wenn ihr also mal Lust auf ein singhalesisches Frühstück mit Ceylon Tea habt, stehe ich für Anfragen gern zur Verfügung.

Aber zurück nach Sri Lanka. 

Wir waren nach unserem Trip jedenfalls heilfroh, dass wir uns gegen ein Mietauto entschieden haben. Denn auf Sri Lankas Straßen herrscht nicht nur Linksverkehr, sondern auch absolutes Chaos. Jeder fährt wie er will, überholt wann er will. Auf den Straßen ist nahezu alles unterwegs, was sich irgendwie bewegen kann. Die Folge sind 3.500 Verkehrstote pro Jahr. Das sind genau so viele wie in Deutschland, bei gerade mal einem Viertel der Einwohnerzahl. Bemerkenswert war jedoch die Gelassenheit der Fahrer selbst, denn trotz ihrer extremen Überholmanöver ließen sie sich nicht wie wir Deutschen zu Beschimpfungen oder ähnlichem hinreißen.

Wir fühlten uns also mal mehr mal weniger sicher, als wir unser Leben in die Hände der Bus- oder Tuk-Tuk-Fahrer legten.  

Mein Fazit: Ich hatte eine perfekte Zeit - Erholung und Abenteuer in 10 Tagen. Ich durfte neue Kulturen, Menschen und Tiere kennenlernen. Die Zeit in unserem Strandhaus fühlte sich einfach paradiesisch an. Ich hätte noch ohne Probleme ein paar Wochen so weiterleben können. Erschreckend fand ich jedoch, wie deutlich der Unterschied eines Industrielandes wie Deutschland zu einem Schwellenland wie Sri Lanka für mich spürbar war: Wie anders die Verhältnisse auf den Straßen und in den Städten sind. Wie viel größer Traditionen, Religionen und Kulturen geschrieben werden. Wie viel mehr die Menschen um ihr Auskommen und Überleben kämpfen müssen.

Denn Fakt ist: Die Lebensbedingungen vieler dort lebender Menschen entspricht weder der Menschenwürde noch den heutigen Verhältnissen. Das muss sich ändern.

 

Genau aus diesem Grund können wir dankbar sein, dass wir uns die Möglichkeiten und Freiheiten im Leben und in der Berufswahl nehmen können, die wir wollen, unabhängig und frei sein können. Dass wir glücklich sein können, mit dem was wir haben.

Dass Glück eben nicht immer an Geld und Erfolg gemessen wird, sondern an Menschen. 

Ich durfte auf Sri Lanka so liebenswerte Menschen kennenlernen. Dafür bin ich sehr dankbar.

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Kommentare: 2
  • #1

    Norbert Preis (Donnerstag, 13 September 2018 18:22)

    … noch mehr ZWEI-KLASSEN-GESELLSCAFT bitte!
    SORRY,
    ich berichtige:
    Eine neue Zukunft in DREI Klassen.
    Ich habe die einheimischen armen Familien beinahe "vergessen", die in PalmenBlätterHütten hausen
    (neben den jetzt eher "zweitklassigen" Hotels,
    die noch vor Jahren das Ziel vieler "Reicher" waren,
    abgeschirmt durch mit Glasscherben bewehrten Mauern)
    und deren Kinder zum Überleben der Eltern und Geschwister beitragen in dem sie am Strand und an den Zäunen der Hotels BETTELN MÜSSEN ..

  • #2

    Thekla Heydecke (Samstag, 07 August 2021 18:02)

    Ich habe mit großem Interesse deine Ausführungen gelesen. Es war wahnsinnig interessant und ich hoffe das ich auch irgendwann mal nach Sri Lanka komme.
    Danke für deinen ausführlichen Bericht ganz liebe Grüße Thekla